Schon ein
paarmal dürften Sie wohl erstaunt auf Anzeigen oder Überschriften
von Artikeln geblickt haben, als Sie dort von einem
Diskettenlaufwerk mit dem Namen 1551 lasen.
Nun, vielleicht handelt es sich um den Umbau eines
Fremdherstellers, der sich dazu die 1541 vorgenommen hat.
Falsch! Bei der 1551 handelt es sich in der Tat um ein völlig
neues Gerät, das von Commodore eigens für den C 16 und
den Plus/4 entwickelt worden ist (Bild 1).
Wolf im Schafspelz?
Das oben Gesagte wird sofort deutlich, wenn man sich das
neue Laufwerk einmal gründlich ansieht. Von der
schwarzen Farbe, passend zum C 16, wollen wir gar nicht
reden. Von der Tatsache, daß die 1551 ein Knebellaufwerk
enthält (zum Vergleich: Bei der 1541 handelt es sich in
der Regel um Laufwerke mit Klappverschluß), lassen wir
uns auch nicht sonderlich beeindrucken. Das erhöht
lediglich die Gesamtqualität des Geräts (siehe Bild 2).
Wichtig sind jedoch die »Innereien«. Das fängt beim
Verbindungskabel zum Computer an. Betrachtet man sich die
Rückseite der 1551, so fällt sofort das Fehlen der
Anschlüsse für den seriellen Bus auf. Stattdessen haben
wir ein Kabel vor uns, das in einem kleinen Kästchen
endet.
Bei diesem Kabel handelt es sich um die Verbindung zum
Expansion-Port des Computers. Ja, Sie haben ganz richtig
gelesen: zum Expansion-Port! Das Diskettenlaufwerk wird
also nicht mehr über den seriellen Bus des C 16 oder des
Plus/4 betrieben, wir haben vielmehr eine Verbindung, die
im Modulschacht des Computers Platz findet. Das bringt
natürlich gewisse Probleme mit sich.
Einmal muß der Expansion-Port durchgeschleift werden, um
auch noch andere Geräte aufnehmen zu können, zum
anderen kann die 1551 deshalb ganz sicher nicht an den C
64 angeschlossen werden. Der C 64 verfügt nämlich über
einen gänzlich anderen Expansion-Port, sowohl
hinsichtlich der Belegung als auch in bezug auf die
Kontaktabstände.
Hier sind unter Umständen wieder die Bastler gefordert.
Vielleicht gibt es schon bald einen Adapter für den C 64
der die 1551 auch für diesen Computer interessant werden
läßt.
Interessant wäre die 1551 in zweierlei Hinsicht. Erstens
ist die äußerst preiswert. Normalerweise wird sie für
unter 400 Mark Verkauft (trotz der besseren Qualität im
Gegensatz zur 1541). Zweitens ist die 1551 schneller als
beispielsweise die 1541 und das um den Faktor 4.
Bild 2. Deutlich ist
das gute Knebellaufwerk
von Mitsumi zu erkennen
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Nun
gibt es auch ein eigenes Diskettenlaufwerk für
den C 16 und den Plus/4. Es nennt sich 1551.
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Bild 1.
Gesamtansicht der Floppy 1551 |
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»Floppy-lnnereien«
Dieser kleine Geschwindigkeitsfaktor ist aber wiederum »Verschwendung«
von Commodore. Ein genaueres Studium der 1551 läßt nämlich
zur Gewißheit werden, was viele von Ihnen vielleicht
schon vermuten: Das Kabel das die 1551 mit dem C 16
verbindet ist ein 16 adriges Parallelkabel. Es besteht
also keine langsame serielle Verbindung mehr zum
Computer, sondern eine sehr schnelle parallele, deren
Geschwindigkeit jedoch leider nicht ausgenutzt wird. Hier
sind wiederum die Freaks angesprochen, denn ein Speeder für
die 1551 muß in der Entwicklung ein reines Vergnügen
sein.
Schraubt man die 1551 auf, so wird sofort die neue
Platine sichtbar (Bild 3). Auch hier keine Ähnlichkeit
zur »alten« 1541. Die neue Platine ist um fast die Hälfte
kleiner und enthält vollkommen andere Bauteile zur
Steuerung des Laufwerks.
Das Herz der 1551 ist ein guter alter Bekannter, nämlich
der Prozessor mit der Bezeichnung 6510, der auch schon im
C 64 Verwendung findet. Was es dabei mit der Bezeichnung
6510T auf sich hat, konnte bis Redaktionsschluß nicht in
Erfahrung gebracht werden. Der Unterschied zwischen dem
6510 und dem 6502 besteht in der Tatsache, daß der 6510
zusätzlich einen echten I/O- Port besitzt und somit auch
für Steuerungszwecke eingesetzt werden kann.
Weiterhin befindet sich auf der Platine ein Baustein, der
bisher in der Serie 700 der Commodore-Personal Computer
eingesetzt wurde. Es handelt sich um einen TIA 6525,
wobei TIA die Abkürzung für »Triport Interface Adaptor«
ist. Dieser TIA übernimmt in der 1551 die
Steuerungsaufgaben, die in der 1541 von zwei VIA 6522
erledigt wurden. Dafür enthält der TIA 6525 auch drei
Ein-/Ausgabe-Ports. Ein VIA 6522 besitzt nur deren zwei.
Die aufwendige Elektronik im Analog-Teil der 1541-Platine
wurde in der 1551 durch eine Hybridschaltung ersetzt, wie
sie auch schon in der 1570 und der 1571 Verwendung findet.
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Der
Befehlssatz
Außer der Optimierung mancher Befehle in deren Ausführung,
konnten nur wenige Änderungen zur 1541 festgestellt
werden. Die 1551 enthält den gleichen Befehlssatz wie
die 1541. Den Befehlen werden auch die gleichen Parameter
mitgegeben. Lediglich zwei neue Befehle wurden hinzugefügt.
Die beiden neuen Befehle sind »%R« und »%S«, wobei
der erste Befehl zur Einstellung der Wiederholungen bei
Lesefehlern und der weite zur Einstellung des
Sektorabstandes für das Schreiben von Files dient. Zwei
leistungsfähige Befehle also, die bei richtiger
Anwendung im Zusammenhang mit anderen Programmen entweder
zu einer schnelleren Floppy oder einer besseren
Fehlerbehandlung führen. Die Routine zum Formatieren
einer Diskette wurde stark beschleunigt. So benötigt der
Formatierungsvorgang pro Diskette nur 20 Sekunden, im
Gegensatz zu den 90 Sekunden mit der 1541. Auch der
Leerinhalt von Blöcken nach dem Formatieren wurde
endlich korrigiert. Der Inhalt bei der 1541 mit »4B 01
01...« wurde durch einen Fehler im DOS verursacht, den
die 1551 nicht mehr enthält. Hier lautet der Leerinhalt
richtig »00 00 00...«.
Eingefügt wurde in das neue Betriebssystem der 1551 auch
eine automatische Anlaufsteuerung. Das heißt, daß der
Laufwerksmotor anläuft, sobald eine Diskette in das
Laufwerk eingelegt wird. Diese Maßnahme ermöglicht ein
schonenderes Zentrieren der Disketten im Mittelloch und
wurde auch bei der 1570 und der 1571 schon realisiert.
Bisher konnten wir keine Kompatibilitätsprobleme zur
1541 am C 16 oder am Plus/4 entdecken. Alle Programme,
die auf dem C 16 mit der 1541 arbeiteten, funktionierten
auch mit der 1551. Auffallend war lediglich der
Geschwindigkeitsunterschied zur 1541. Hier kamen zwar
keine berauschenden Zeiten zustande, er fiel aber
immerhin angenehm auf.
Eine unangenehme »Angewohnheit« der 1541 wurde jedoch
auch der 1551 »beschert«. Es handelt sich um das
Anschlagen des Schreib-/Lesekopfes an die Arretierung der
Null-Position. Zum Glück ist die 1551 von der Stabilität
des Laufwerks her sehr viel besser als die 1541, so daß
das immerhin sehr unangenehme Anschlagen keine
nachteiligen Folgen im Dauerbetrieb haben dürfte. Es
handelt sich in diesem Fall wohl eher um einen Kampf mit
den Gehörnerven des Benutzers.
Insgesamt also wohl eine gute Sache, vor allem für den
Preis. Für nur knapp 400 Mark erhält der C 16 oder Plus/4
Anwender ein leistungsfähiges und stabiles Gerät mit
vielen Vorzügen im Gegensatz zur Datasette. (ks)
Bild 3. Die Platine
der 1551 präsentiert
sich sehr klein und kompakt
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